Knastzeitung Popshop

  • Es gibt nicht viele Knastzeitungen im Jugendvollzug. Klar, die Haftzeiten sind relativ kurz und vermutlich gibt es im Vergleich auch mehr Freizeitangebote. Vollzeit-Redakteure gibt es da sowieso nicht. Naja, der Erziehungsgedanke tut sein übriges, keine Ahnung.


    In Herford gibt es eine Zeitung. Die Redaktion besteht aus Oberstufenschülern und ungefähr gleichaltrigen Häftlingen. Die von draußen sorgen dafür, dass die von drinnen über andere Themen schreiben wollen als "nur über das hier drinnen, so Knast-Angelegenheiten". Jedenfalls hat mir das mal ein Häftling so erklärt. Deswegen ist es auch (!) eine Zeitung für Jugendliche mit neuen Filmen und Rezepten, die gerade auf tiktok in sind usw. Die Schüler tragen die Zeitung und das, was sie in der JVA erleben und hören, in ihr Umfeld.

    Nur ist ihr Umfeld nicht in Herford, sondern in Bielefeld. Deswegen interessieren sich die Medien da kaum dafür. Denke ich mal.

    Ich hab ja schon geschrieben, dass bis morgen (20.10.) noch online für den Deutschen Engagement-Preis abgestimmt werden kann und dass Popshop da auch im Boot ist. Nun haben viele Häftlinge abgestimmt, indem sie unterschrieben haben (das geht auch - "nur in leichter Sprache", immerhin,es geht). Aber natürlich können die keine große Kampagne schalten, nicht einmal auf Instagram posten geht. :knast:


    Heute bin ich ein bisschen sauer, weil ich von meiner Tochter (die mehr in den sozialen Medien mitkriegt als ich) erfahren habe, dass eine andere nominierte Initiative einfach mal einen Influencer mit sehr vielen Abonnenten mit ins Boot genommen hat.


    Nein, eigentlich bin ich total sauer. Das Leben ist nicht gerecht, schon klar, aber muss man es noch so viel ungerechter machen?? Es wäre mir nicht so aufgefallen, wenn ich das hier nicht so nah mitbekommen hätte.

    Dabei scheint mir in dem Influencer- Fall die Stadt (übrigens in Bayern - das ist da bei mehreren Städten so, dass die Presse und alle mit Gas geben) schon sowieso komplett hinter ihrem Kandidaten zu stehen.


    Ok. Ihr wisst jetzt ein bisschen mehr von Popshop und von meinem Wutpegel.


    Es stehen viele tolle Initiativen zur Abstimmung, die Anerkennung verdient haben, da ist eine Gefangenenzeitung bloß eine von vielen, schon klar. Aber irgendwie leuchtet es mir heute nicht ein, dass man genau dann Anerkennung bekommt, wenn man sowieso schon die besten Voraussetzungen für viel Anerkennung hat.


    Sonst würde bestimmt nicht eine Stadttauben-Initiative vor einer Initiative für FASD-Kinder oder Freizeit- und Hausaufgabenbetreuung in Problemvierteln stehen. Aber das führt jetzt wirklich zu weit...


    Chris,ich hoffe, du verzeihst mir, dass ich noch ein Thema mit diesem Thema aufgemacht habe.

  • Das Problem ist nicht die Knastzeitung und weil die Arbeit nicht gewürdigt wird, sondern weil andere eine bessere Präsenz in den Medien haben... Vielleicht auch noch mit Vitamin B, einen entsprechenden Mailverteiler usw


    Ich arbeite seit 15 Jahren ehrenamtlich mit Kindern und Jugendlichen und kenne daher auch diese Wettbewerbe. Da geht's immer nur darum, wer besser für sich werben kann...


    Vielleicht ein anderer Blickwinkel: für einen Sieg hat es nicht ausgereicht, aber vielleicht wurde doch der ein oder andere auf die Zeitung aufmerksam.

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