Unsichtbar: Angehörige von Inhaftierten

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Und je intimer die Verbindung, umso größer die Schwierigkeiten: Räumlich getrennte Paare, Kinder, die ihre Eltern vermissen und Eltern,

die ihre Kinder nicht sehen können. Freundschaften, die nur noch durch sporadische Besuche am Leben gehalten werden.

Und mit der sozialen Not geht oft eine finanzielle einher, beispielsweise wenn mit der Inhaftierung der oder die Hauptverdiener der Familie wegfällt.

Doch während über das Leben im Gefängnis vieles bekannt ist, schweigen die Zurückgebliebenen meist und ihre Geschichte bleibt unerzählt.


Aus Angst vor sozialer Ächtung und persönlicher Scham wird vertuscht, geleugnet und gelogen. Denn die Angehörigen von Inhaftierten werden nicht selten in Sippenhaft genommen und tragen so die Schuld der Inhaftierten mit. Welche Hilfestellungen bietet die Gesellschaft denen, die unverschuldet in diese Situation geraten sind? Und welche Hilfestellung wünschen sich die Betroffenen?




Autorin: Juliane Krebs

Redaktion: Gundi Große


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Antworten 12

  • Ich kann mich In diesen Beitrag wieder finden, zu Beginn wusste ich auch nicht, wie die Anschrift auf meinen Brief lauten muss.

    Es gibt schon Unterstützung für Angehörige von Inhaftierten, die aber steckt wohl noch in den Kinderschuhen, in meinem Umkreis habe ich keine gefunden.

    Ich bin von meinem Freundeskreis zum Schluss gar nicht mehr beachtet worden und hinter her, als es zur Trennung kam hieß es dann: Wir haben es dir doch gesagt.

    Knast hat nun mal einen negativen Beigeschmack und so wird man dann auch oft von seinem Umfeld behandelt.


    Das muss man sich einmal vorstellen, da denkt der Vater über einen Umzug nach, nur um vor den Blicken und der Neugier zu fliehen.

    Noch ist die Gesellschaft nicht so weit

  • Jetzt sitze ich hier am Schreibtisch, habe die Kopfhörer noch auf und wische mir die Tränen aus dem Gesicht.

    Es ist mir beim Abspielen des Beitrags der Schauer kalt den Rücken runter gelaufen.

    Ist es wirklich schon 5 1/2 Jahre her? Eigentlich dachte ich, bin ich etwas gefestigt(er).. scheint nicht der Fall zu sein...


    Chris: danke nochmals an Dich und bitte schick Frau Krebs eine lieben Dank für diesen Bericht.


    Shawn


    PS: Danke fürs Erinnern via email :)

  • Dieser Beitrag ist ein Gänsehaut,absolut auf den Punkt gebracht.


    Man findet sich darin wieder. Nur das man darüber nachdenkt weg zu ziehen,ist eine absolute Hausnummer.



  • Kopfhörer noch auf und wische mir die Tränen aus dem Gesicht

    Es ist kaum zu glauben, aber wahr, nicht nur Dir sind die Tränen gelaufen, als ich heute meinen beiden Brüdern den Link geschickt habe, liefen ihnen auch die Tränen.

    Mir sind sie schon gestern gelaufen, weil ich mich immer noch Schuldig fühle, für das was ich meiner Familie mit meiner Inhaftierung angetan habe, besonders meiner Mutter.

    Was diese Frau gelitten hat, mit ihren beiden inhaftierten Söhnen kann man nie wieder gut machen.

    Es gab einfach keine Unterstützung, auch von meinem Vater nicht. Es war immer meine Mutter, die sich um Besucherlaubnisse gekümmert hat, Päckchen gepackt und etliche Briefe geschrieben hat.

    All das hatte ich gestern und heute wieder vor Augen.

    Chris: danke nochmals an Dich und bitte schick Frau Krebs eine lieben Dank für diesen Bericht

    Kein Problem, habe ich gerne gemacht und Juliane will am Thema auch dran bleiben, dazu aber später mehr.

  • Hallo in die Runde,


    habe mir nun den Bericht in der Mediathek angehört.

    Tja, das sollten sich mal die Inhaftierten anhören, werde versuchen es unserem Spezie zu vermitteln.

    Es rauschen gerade ne Menge Gedanken durch mein Hirn, ziemliche Unordnung und daher ist es mir nicht so wirklich möglich etwas Substantielles zur Diskussion beizutragen.

    Was diese Frau gelitten hat, mit ihren beiden inhaftierten Söhnen kann man nie wieder gut machen.

    Chris, eure Mutter wäre heute stolz auf dich. Du hast es geschafft, die schlimme Vergangenheit hinter dir zu lassen.

    Du hast eine Aufgabe gefunden, die vielen Müttern eine Hilfe sein kann, in ähnlichen Situationen, Trost, Halt und Verständnis zu finden.


    Gruß


    Bikerboy

    Ganz Deiner Meinung 3
  • Nach dem Beitrag bin ich wieder einmal mehr dankbar für meine Freunde, die uns und mich unterstützen, ohne Vorurteile oder Besserwissereien. Warum? Weil gefühlt jeder von ihnen mit dem Thema Haft konfrontiert war, ob nun direkt oder indirekt oder weil Berlin einfach viel zu groß für Einzelschicksale ist. Allerdings kann ich mittlerweile ganz offen auch mit meiner Mama darüber reden, ich glaube, weil sie merkt, wie gefasst ich bin, nicht mehr dieses Häufchen Elend, welches ich die ersten zwei Wochen war.


    Ich habe diese Probleme nicht oder nicht mehr oder lasse sie schlichtweg nicht an mich heran.

    Ich glaube meine Schwiegermutter hat zu kämpfen, redet nicht darüber oder nur sehr selten, wir sehen uns aber auch zu selten. Ich würde sie ja auch mal in den Arm nehmen, aber die Differenzen sind zu groß, als dass ich so sehr auf Huddiduddi machen könnte.


    Ich musste weder Eifersucht abwehren noch nach Einrichtungen suchen. Eher macht er ganz viel, was in seinen Möglichkeiten liegt, von innen heraus. Er ist nur genervt von so manchen, oder einigen Mithäftlingen, die Mist erzählen.


    Es tut mir um jeden weh, der solchen Konfrontationen ausgesetzt ist, denn das ist nicht fair. Weiterhin ganz, ganz viel Kraft und Mut. UND zum hundertdrölfzigsten Mal, vielen, vielen Dank an Chris, der das Ganze hier gestartet hat und somit auch mir sehr geholfen hat, wie ihr alle hier und auch maximus, die Chris so eine tolle Unterstützung ist. Ich kenne Euch nicht persönlich aber ihr seid echt knorke Menschen. Dankeschön! <3


    Wir alle hier sind wichtig, um Menschen wie uns, Angehörigen und ehemaligen Inhaftierten zu zeigen, dass es eben kein Tabu ist, darüber zu reden, Wir müssten eigentlich viel lauter sein und dafür hilft eben auch so ein Beitrag im Radio.

    Danke 2 Ganz Deiner Meinung 2
  • Wir alle hier sind wichtig, um Menschen wie uns, Angehörigen und ehemaligen Inhaftierten zu zeigen, dass es eben kein Tabu ist, darüber zu reden, Wir müssten eigentlich viel lauter sein und dafür hilft eben auch so ein Beitrag im Radio.

    Das Unterschreibe ich blind und ohne zu zögern.

    Ich habe immer ein komisches Bauchgefühl, wenn hier Medienproduktionen nach "Opfern" suchen, die sie in ihre TV - Reportagen vorführen und verheizen können. Ich hoffe dann immer nur: "Hoffentlich meldet sich keiner auf diesen Aufruf".

    Das war bei Juliane nicht anders, erst nach dem ich mit ihr persönlich gesprochen habe und merkte das sie mit Herz dabei ist, sind meine Bedenken verflogen und war bereit sie zu unterstützen.

    Sie schrieb mir gestern, das sie dieses Thema hier weiter verfolgen wird. Vielleicht haben wir wirklich Glück und haben jemanden gefunden, der vielen Angehörigen weiter eine Stimme geben wird. An ihren Beitrag ist nicht reißerisches, nichts dramatisiertes oder verfälschtes dran, er ist real.

    Meine Frau hat diesen Beitrag auch gehört und konnte sich voll und ganz damit identifizieren, besonders bei dem Teil mit dem unterschiedlichen Verhalten mancher Vollzugsbeamtinnen.


    Ich wünsche mir, das dies nicht das Ende ist.

  • Wir alle hier sind wichtig, um Menschen wie uns, Angehörigen und ehemaligen Inhaftierten zu zeigen, dass es eben kein Tabu ist, darüber zu reden, Wir müssten eigentlich viel lauter sein und dafür hilft eben auch so ein Beitrag im Radio.

    Sie schrieb mir gestern, das sie dieses Thema hier weiter verfolgen wird. Vielleicht haben wir wirklich Glück und haben jemanden gefunden, der vielen Angehörigen weiter eine Stimme geben wird. An ihren Beitrag ist nicht reißerisches, nichts dramatisiertes oder verfälschtes dran, er ist real.

    Dem gibt es wirklich nichts mehr hinzuzufügen, es wäre wirklich in meinen Augen ein kleiner Schritt, wenn dies geschehen würde.

    Denn das war auch mein erster Gedanke, nachdem ich den Beitrag gehört habe, er ist authentisch, es ist das nix reißerisches oder gar sensationsgieriges dahinter.

    Ich als kleine Stimme, versuche halt immer noch die Vorurteile die es noch zu oft gibt, in meinem Umfeld versuchen zu ändern.

    Ich kenne Euch nicht persönlich aber ihr seid echt knorke Menschen. Dankeschön!

    GGG...im Allgäu kann man herrlich Urlaub machen und meine Haustür ist immer geöffnet ;)

    Hach ja, jetzt fange ich wieder an zu träumen, ich würde ja so gerne, soviele von hier auch mal persönlich kennen lernen.

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  • ich habe mir den Beitrag gestern Abend angehört und kann nur WOW sagen .


    Man kann sich komplett mit dem Beitrag indendifizieren und ich habe Respekt vor jedem der in seinem Umfeld trotzdem offen damit umgeht .


    Mein Mann war bereits einmal in Haft , und als der Postbote rumerzählt hat von wo und wem ich täglich Briefe bekomme haben Eltern, ERWACHSENE MENSCHEN ihre Kinder angehalten meine Kinder in der Schule auszuschließen. Am schlimmsten hat es meinen Sohn getroffen die ganze Klasse hat sich zusammengeschlossen nicht mit ihm zu sprechen. Das hat die ganze Sache für meine Kinder am schwierigsten gemacht. Das ihr Papa im Gefängnis war ist die eine Sache, aber selbst dafür zu büßen eine ganz andere .

    Witziger weise hatte keiner den Arsch in der Hose mich darauf anzusprechen. Immer alles hintenrum.


    Bisher hat keiner nach meinem Mann gefragt, nach dem Polizei aufmarsch schauen einen 90% der Nachbarn eh nicht mehr an . Aber ich hab schon Angst vor dem Tag an dem es die verbleibenden 10% machen . Denn ehrlich sein wäre nicht möglich. Die Nachbarn direkt neben uns welche wirklich super nett sind , sind die Großeltern der besten Freundin meiner Tochter. Ich bin wirklich gut mit ihrer Mama kann aber nicht einschätzen wie sie darauf reagieren würde.

    Also wieder mit einer Lüge leben , obwohl man das nicht mal möchte.


    Ich möchte damit in erster Linie meine Kinder schützen und bin froh das ihre Schule in der nächsten Stadt ist in der sich der gesammte Landkreis trifft , und ihre Klassenkameraden keine Nachbarn mehr sind. Und kein einziger aus unserem Dorf kommt .Da fällt das ganze nicht so schnell auf . Dank Corona gibts auch keine Schulfeste was in unserem Fall tatsächlich positiv ist.


    Ich habe absolut keine Zweifel das unsere Beziehung das überlebt, wir sind nach 17 Jahren eine Einheit, in guten wie in schlechten Zeiten. Ich denke das ist eine Sache die meinem Mann viele Sorgen nimmt wenn er mit seinen Gedanken alleine ist .


    Mit Beamten welche einen von oben herab behandeln musste ich zum Glück erst 1 mal Bekanntschaft machen. Leider in der aktuellen JVA. Ich werde die Ehre also noch des öfteren haben . Die haben meiner Meinung nach einfach ihren Job verfehlt.


    Haft ist und bleibt wohl einfach ein Thema über das höchstes getuschelt wird . Leider

  • Guten Tag an alle,


    mir sind die Tränen gekommen, als ich den Betrag gerade hörte. Viele Beschreibungen unterschreibe ich. Sie sind mir genauso passiert. Allerdings werde ich mich mit einem nicht abfinden - unsichtbar zu sein.


    So bedrückend das Leben zz. auch sein kann, wenn ich gefragt werde, wo mein Mann ist, antworte ich: "Er ist im Gefängnis." Wer sich hinter mir das Maul zerreißt, interessiert mich nicht. Die wichtigen Menschen in meinem Leben stehen an meiner Seite. Die sind meine Anker und erden mich, stellen mir auch die richtigen Fragen.


    Knast und Freiheitsstrafen gehörten bislang - wie hieß es - in das Leben der anderen. Ich musste viel dazulernen und habe verstanden, welche Möglichkeiten und Grenzen es für meinen Partner und mich gibt.


    Bei allen individuellen und intimen Schwierigkeiten, die Familien und Paare und Angehörige während der Inhaftierung haben, die das Herz ❤ oft schwer machen, werde ich den Weg in die Öffentlichkeit suchen. Wir sind keine Minderheit; wir sind nicht schuldig.


    In dem Beitrag wird die mangelnde Wertschätzung beklagt, die Angehörige erfahren, wenn sie durch die Pforten ins Innere der JVA treten. Ich selbst fühle mich oft wie ein Störfaktor für die Tagesroutine und die Sicherheit.


    Steht nicht in den Hochglanzbroschüren und digitalen Features der Ministerien, wie wichtig wir für die 'Resozialisierung' sind? So bedeutsam jeder Angehörige für die Genesung des Patienten im Krankenhaus ist, so wichtig sind wir für den Gefangenen. Diese Wertschätzung fordere ich ein und mehr noch.


    Denn eines ist doch wohl unbestritten: Sie kommen nach Verbüßung ihrer Strafe alle wieder raus!


    Das sind meine Gedanken in geordneter Form, nachdem ich mir die Tränen getrocknet und die Nase geputzt hatte.


    VG Heike

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